Aufruhr

Experiment

August 2013

Wir wollen den Bruch mit dieser Gesellschaft. Dieser Gesellschaft, die aus völlig institutionalisierten Beziehungen besteht, die einer kompletten Verwertung durch den Markt ausgesetzt sind, und die uns von der Erfahrung freier Beziehungen abhalten. Wir wollen den Bruch mit dieser Gesellschaft, um ihr ein Ende zu setzen. Und um Platz zu machen für das Experiment. Für das freie Experiment in allen Lebensbereichen und in gesellschaftlichen Ausmassen. Für ein Experiment, das nur in offener Feindschaft mit der herrschenden Gesellschaft (und ihren Verteidigern) möglich ist, die das Experiment nur im abgeschlossenen Rahmen erlaubt, und dies auch nur solange sich damit Geld machen lässt.

Wir sagen, dass freies Leben nur im und durch Experiment möglich ist, ein permanentes Experiment, das die Grenzen der Herrschaft (und der Isolation) sprengt. Auf dem Boden, den uns die herrschende Zivilisation vorsetzt, ist das einzig mögliche freie gesellschaftliche Experiment das ihrer Zerstörung. Der Zerstörung all der Institutionen, die unsere Unterdrückung möglich machen.

Das Experiment, das wir möglich machen wollen, das aber gewissermassen schon heute, in jeder Revolte, sich anbahnt, ist also ein aufständisches und revolutionäres. Der Ausgang eines jeden Experiments ist ungewiss (aber das trifft genauso auf die autoritären Projekte derer zu, die glauben, alles kontrollieren zu können). Mit Experiment meinen wir allerdings eben genau auch, dass der Wert nicht allein im Erfolg liegt, sondern auch im Scheitern, im Scheitern, um zu lernen und weiterzugehen. Dass der Wert im Versuch liegt, im hartnäckigen Versuch.

Das Experiment, das wir im Bruch mit dieser Gesellschaft suchen, ist das der freien Entwicklung jedes Individuums, durch und in der Vereinigung (mit Anderen) und durch die Zerstörung aller Hindernisse, daher: von allem, was Institution ist oder es werden will. Institution, die eben normierte Entwicklung, Herrschaft ist. Das ich oben von gesellschaftlichem Experiment gesprochen habe, meint eben genau, dass so etwas statisches wie die Gesellschaft dadurch unmöglich wird, dass sich niemals so etwas wie Institution und die Passivität, die mit ihr einhergeht, festsetzen kann. Klar tendiert immer alles dazu, sich festzusetzen, statisch zu werden. Was wir brauchen, ist deshalb eine völlig neue Herangehensweise an’s Leben, eine, die keine Institutionalisierung der Beziehungen zulässt. Eine, die die ganze Moral, die Vorurteile, die wir in der Erziehung gelernt bekommen, über Bord wirft. Damit das Feld frei ist für die Individuen. Damit alle die Kraft finden, alles, was sich als weitere Knechtschaft entpuppt, über Bord zu werfen.


Anonym veröffentlicht veröffentlicht in "Aufruhr - Anarchistisches Blatt", Zürich, Nummer 10, Jahr 1;