Alles Geht Weiter

Einige Vorschläge für den zeitgenössischen Anarchisten

Mai 2013

        Entwicklung von sich selbst

        Ständiger Angriff mit zerstörerischer Absicht

        Entwicklung von Methoden

        Direkter Angriff- im Bezug auf diese Methoden

        Zuspitzung der Radikalität der Kämpfe

        Projekte zur Finanzierung unserer Unternehmungen

        Kompromisslosigkeit

        Der ständige Hinweis auf das Absolut Andere

        Kampf gegen das Existente

        Die Analyse des Existenten

        Suche von Schnittstellen in der Gesellschaft

        Entwerfen und Aktualisieren des Kontexts

        Erschaffen von Revolutionären Projekten

        Erschaffen von flexibler Struktur

        Allgemeine Flexibilität

        Selbstverteidigung des eigenen Ichs

        Beschreibung der neuen Formen der Macht

        Herangehensweise an das Leben als Herausforderung

        Gesellschaft als Laboratorium

        Fähigkeiten erwerben

        Erinnerung an vergessene Gefährten

        Betonung der Freude

(Viele von uns fragen sich, „was tun?“ - wenige antworten. Hier einige Gedanken und Notizen dazu was meiner Meinung nach zu tun ist. Jeder kleine Schritt bereitet die nächste Antwort auf die Frage „was tun?“ vor, wer diese kleinen Schritte nicht macht, darf sich nicht wundern verzweifelt vor sich selbst zu stehen, ohne zu wissen was man tun kann, was möglich ist, obwohl es gerade noch unmöglich erschien; und wer diese Frage stellt ohne wirklich an einer Bewantwortung interessiert zu sein – dem ist nicht zu helfen.)

Entwicklung von sich selbst

Die wichtigste aller “Aufgaben”, in diesem Fall unter Anführungszeichen, ist die Konstruktion des Ich. Die ständige Überwindung der eigenen Widersprüche und über die Analyse der Gesellschaft und der eigenen Position zu sich selbst zu kommen, und man selbst zu bleiben. Die anarchistische Geschichte zeigt uns zu viele Beispiele, unter anderem sind viele Berühmtheiten dabei, die diesen Punkt offensichtlich nicht verstanden haben, oder in Momenten an denen die Herrschaft sich doch in ihnen einschleichen konnte, sie nicht gewappnet waren und selbst zu Konstrukteuren der Herrschaft wurden, ohne das in diesem Moment zu realisieren. Dies ist die Voraussetzung jegliches Anarchismus, der nur so Anarchismus sein kann. Alles andere ist Politik, Identität, Hobby, Verschwendung von Beziehungen, Frustration etc.

Wer diesen Punkt in sich spürt, oder versteht oder beides, für den sind die folgenden Punkte auch wirklich nur das was sie sein sollen: Diskussionsvorschläge. Und für diese Kameraden sind sie gedacht.

Ständiger Angriff mit zerstörerischer Absicht

Lange schon ist die Zeit gekommen in der nicht mehr mit Worten gespart werden darf. Alles muss direkt und kompromisslos angesprochen werden. Jeder Zweifel ausgeräumt. Und das darf nicht für kulturelle Zwecke getan werden, sondern um Klarheit zu schaffen. Worte sind Worte und jene, die nur aus Profilierungsgründen verwendet werden, sind sie sofort ein Teil der Rekuperation der Herrschaft. Darum müssen Worten Taten folgen, es muss zum Angriff übergegangen werden, sobald Klarheit über das Angriffsziel herrscht. Dieser Angriff hat zerstörerischen Hintergrund. Das ist die Kommunikation die wir anstreben. Ein Minimum an Analyse und darauf folgend der zerstörerische Akt.

Entwicklung von Methoden

Der Aufstand verursacht ein Aufkeilen der Gesellschaft, das schafft einen Raum um die unmöglich erscheinende Generalisierung der Revolten und Aufstände in den Bereich des Möglichen zu rücken. D.h. unser Agitieren und unsere Kritik, mit der wir in Richtung Aufstand drängen, ist eigentlich eine Aktualisierung unserer Vorstellung der anarchistischen Debatte. Damit sind wir in erster Linie Anarchisten und dabei sollte klar werden, dass uns dabei keine Spezialistenrolle als “Insurrektionisten” zufällt, einem Konstrukt derer, die nicht verstehen, dass der Aufstand ein verinnerlichtes Element eines Anarchisten darstellt, das letztlich nicht nur Anarchisten betrifft, sondern alle Unterdrückten. Das Fingerdeuten auf die, die ein Werkzeug vorschlagen, wird geboren aus der Angst der Fingerdeuter vor der Revolutionären Spannung. Und ihrer Nicht- Wahrnehmung der eigenen Verantwortung mit der Revolte zu beginnen. Letzlich ist es eine Banalität in einem Aufstand jene, die sich diesem bewußt annehmen als Aufständische zu bezeichnen. Subversive bleiben in jeder Situation Subversive, egal in welchem Stadium die Gesellschaft sich befindet, bzw. der Kampf gegen diese, weil die Macht und die Herrschaft, die diese zu benutzen versucht nicht statisch ist und sich versucht ständig an die Situation anzupassen, mit der die Rebellen sie konfrontiert

Direkter Angriff- im Bezug auf diese Methoden

Die Direkte Intervention benötigt eine Fülle von Reflexionen, auf die man sich einlassen muss. Ethisches Verhalten, überlegtes Vorgehen. Bzw. eine Direktheit im Auftreten. Diese sind zumeist nur symbolischer Natur wenn es um Angriffe geht. Das Ziel liegt darin, eine Art Schlüssel ausfindig zu machen, der jeden ohne grossen Aufwand zum Handelnden werden läßt. Die Sabotage kann überall stattfinden, da die Herrschaft sich überall befindet, aber genau deshalb muss auch von der Idee des Zentrums abgelassen werden um sich der Peripherie bewusst zu werden. Nur so kann man den Umgang der Peripherie erlernen. Das Ghetto ist überall, weil das Kapital überall ist. Die menschliche Verarmung ist überall, demnach muss der Angriff auf die Herrschaft überall möglich sein. Wenn wir mit dieser Aussage übereinstimmen liegt es an jedem(!) Revoltierenden Werkzeuge zu finden, bzw. sich selbst als Werkzeug zu finden und leicht nachvollziehbare Handlungen umzusetzen, die die Situation unkontrollierbar werden lässt.

Zuspitzung der Radikalität der Kämpfe

Das Schüren von bestehenden Kämpfen. Das was und wo macht natürlich die Debatte unter den Kameraden notwendig.

Wo möglich Herbeileiten des Revolutionären Bruchs, bzw. die Erinnerung daran, dass dies eines unserer Ziele ist

Das enthält ein Veständnis für die Situationen die sich durch Konflikte ergeben und die Handlungsfähigkeit, die sich nur durch gemeinsames Praktizieren ergibt, eine Spontaneität im Auftreten, eine Unruhe in einem Selbst, die befähigt zum Handeln, immer und überall.

Projekte zur Finanzierung unserer Unternehmungen

Als Kleingruppen bzw. wo diese nicht möglich sind, individuell, ist die Basis für jegliches Projekt, sich selbst erhalten zu können, essentiell als Basis für unsere Projekte.

Nebenbei müssen die Öffnungen, die die aufständischen Initiativen erzeugen, dazu genutzt werden, um an den Orten, die finanzielle Mittel enthalten, Geld zu extrahieren, die wiederum unseren unmöglichen Unternehmungen zugeführt werden.

Kompromisslosigkeit

Im Bezug auf die Eingeständnisse der Macht den Kämpfenden gegenüber. Kompromisslosigkeit im Kritisieren der eigenen Kameraden. Gewöhnen wir uns daran unangenehme Fragen zu stellen.

Der ständige Hinweis auf das Absolut Andere

Das Absolut Andere als Quelle des Träumens und als zweiter Pol für die Revolutionäre Spannung, die auch ständig aufrechterhalten werden muss, sogar und gerade im Zuge eines Momentes in dem sich die Revolution real manifestiert, also Revolten und Aufstände zu einer Revolution werden und im Speziellen während und nach einer solchen Manifestierung.

Kampf gegen das Existente

Da wir niemals ankommen werden, wird der Kampf gegen das Existente auch immer fortgeführt.

Die Analyse des Existenten

Um zu wissen wo wir es angreifen können/müssen. Wir können natürlich in die Erhalter des Existenten kein Vertrauen haben, weil diese immer selbst ihre Existenz verfestigen wollen, darum können wir in die bürgerlichen Philosophen kein Vertrauen haben, sowie in die Vertreter der Gesellschaft und alle Formen der vom Existenten trainierten Analytiker. d.h. es wird nie zu einem Vertrauen kommen in das was aus den Universitäten, den Akademien kommt. Wir können nur dem vertrauen, der ein Misstrauen diesen Manifestationen der Macht gegenüber hat, also eigentlich nur jenen die sich klar von den Institutionen der Herrschaft distanzieren. Letzlich können wir leider nicht einmal vielen Kameraden vertrauen, die objektiven Bedingungen sind erdrückend, und die Tendenz liegt darin sich selbst zu etablieren. Wer sich aber etabliert, läuft Gefahr etabliert bleiben zu wollen und läuft Gefahr zum widerlichsten alles Machterhalter zu werden, zum Feind im Kameradengewand.

Suche von Schnittstellen in der Gesellschaft

Diese Suche schliesst sich nahtlos an die Analyse und die Beobachtung der gesellschaftlichen Ereignisse an, die Schnittstellen müssen wir finden an denen soziale Brüche in der Gesellschaft entstehen. Brüche, die auch durch unsere Beiträge und den Einsatz unserer Leben zu revolutionären Brüchen werden können und die die Ausgebeuteten und Ausgeschlossenen zusammenschweissen können.

Entwerfen und Aktualisieren des Kontexts

Also Debatten, Diskussionen und Beiträge aller Art - klarerweise sowohl von den anarchistischen Kameraden und Kameradinnen der Vergangenheit und Gegenwart, als auch von allen möglichen Kämpfern und Kritikern, Soziologen, Philosophen, Psychologen, Medizinern, Mathematikern etc. - pragmatisch zu durchforsten und in einen neuen Kontext zu packen, der auf kämpferischer Ebene eingesetzt werden kann um somit dem Prinzip “Je höher das Wasser, desto höher das Boot” Folge zu leisten und den sozialen Konflikt zu schüren und so zu aktualisieren. Und natürlich läuft das über alle möglichen Formen des Publizerens. Bevorzugt über Magazine oder Zeitungen, die Einfluss nehmen können auf unser Denken (und die nicht nur oberflächlich unsere Sinne stimulieren, wie das bei manchen Veröffentlichungen der Fall ist, die sich ausschliesslich der Propaganda der Tatsachen verschrieben haben).

Erschaffen von Revolutionären Projekten

Projekte durch die wir uns gegenseitig zusammenschweissen können, Affinität erkennen und aufbauen, Bezüge zueinander erkennen können. In denen klar wird, dass jedes Individuum im Alltag sowie in unseren durchzustehenden Kämpfen dieselbe Wichtigkeit hat. Denn wenn auch die Initiative von den einzelnen Individuen abhängt, hängt die Solidarität von uns allen ab. Hängt das Soziale von uns allen ab und je mehr wir auch auf tiefenpsychologischer Ebene voneinander Wissen, desto eher werden wir die Möglichkeit haben zueinander zu stehen. Eine verinnerlichte Solidarität ist mein Wunsch - meine Begierde, ganz aus einem gesunden Egoismus heraus. Denn dann wird der Schmerz, den ich spüre, weil einer meiner Kameraden oder Kameradinnen in Schwierigkeiten steckt, natürlich, authentisch und die Solidarität muss nicht rationalisiert werden.

Gleichzeitig ist die Fähigkeit aus einer Rationalität heraus Solidarität untereinander zu erzeugen, speziell wenn ich die Leute nicht kenne, denen ich solidarisch gegenüber sein will, mindestens ebenso wichtig.

Solche Projekte erschaffen die Möglichkeit alle möglichen Ebenen des Kampfes auszuleuchten und wie oben erwähnt, die Stärken und Schwächen der einzelnen Mitstreiter herauszuskizzieren, Aufgaben zu erschaffen, deren meistern erst die Affinität unter den Kameraden und Kameradinnen erwirkt. Die das konkrete Kennenlernen und Schätzenlernen der Kameraden und Kameradinnen möglich macht.

Für das Individuum stellt das revolutionäre aufständische Projekt den Garant für seine Auseinandersetzung mit-, seinem Widerstand gegen-, und seinen Angriff auf-, die Herrschaft dar. Es erschafft die ständige Herausforderung im verödeten Alltag.

Erschaffen von flexibler Struktur

Sehr pragmatisch gesehen heisst das, Orte zu erschaffen, an denen sich getroffen werden kann und von denen das Subversive der anarchistischen Projekte offen in die Gesellschaft getragen werden kann, sodass die Macht, die sich gegen diese Projekte richtet auf ihrer Offenheit ausrutscht und ihrer Ideen nicht habhaft werden kann. Das heisst natürlich auch Orte an denen gelebt werden kann und in relativer Ruhe gearbeitet. Flexibel heisst in unserem Fall, dass es nicht darum geht, auf Jahrzehnte vorauszuplanen und die Fehler der gewerkschaftlich Organisierten, bzw. der Kommuneprojekte zu wiederholen, sondern relativ beweglich zu bleiben und die Bewegung der Diskussion an die Manifestationen der Macht anpassen zu können, wo das notwendig erscheint. Gleichzeitig heisst das Orte zu schaffen an denen man eine relative Ruhe vorfinden kann, die essentielles Element für unsere Formierung und Stärkung unseres Willens ist und zur Verarbeitung und Aufbereitung der Erfahrungen im Kampf gegen die Herrschaft und Ausbeutung.

Allgemeine Flexibilität

Die Situationen die sich im beherrschten Gebiet ergeben sind mannigfaltig, die Möglichkeiten sind schier unendlich. Dadurch dass wir als Revolutionäre den Anspruch haben uns überall einzumischen, müssen wir vom denkerischen und praktischen Ansatz her in unser Handeln auch eine spielerische Flexibilität mit einplanen.

Akzeptanz der Tatsache, dass es in der Natur einer Spannung liegt, niemals aufzuhören

Eine Anarchistin kommt niemals an. Sie hält sich auf. Sie hält sich in einer Spannung auf und trägt und beeinflusst diese. Dies aus den Verhältnissen heraus, in denen die meisten von uns aufgewachsen sind, heraus zu akzeptieren ist anfangs nicht leicht. Wir sind aufgewachsen unter dem Begriff des Privaten. Das lateinische Wort “privare” bedeutet “berauben”. Wir wuchsen auf unter diesem Stern, dass uns das Privatleben als ein Zustand "gegönnt" ist, in der wir aber einer Sache beraubt sind. Welcher Sache?

Der Verantwortung. In unserer “Freizeit” sind wir frei von Verantwortung, d.h. wir sollen zur Verantwortung nicht zugelassen sein. Dies ist der “privative”, der “Beraubungs-Sinn” unserer heutigen Privatheit. In dem sind wir aufgewachsen. Fast alle. Und sich selbst zum Anarchisten zu machen - dieser Prozess - ist das Rückerobern der Verantwortung über uns selbst, unsere Gefährten und dem Bezug auf die herrschende Macht und letzten Endes der Akzeptanz der Spannung und dem Lernprozess, dieser scheinbar neuen Handlungsfähigkeit, die sich vorerst durch ihren antagonistischen Charakter auszeichnet, bis sie vollends verinnerlicht ist. Also anti-apathisch, anti-lethargisch, anti-privat. Wenn sie vollends verinnerlicht ist, kann sie “im Fluss der Revolutionären Spannung befindlich” bezeichnet werden. Sisyphos wird oft als bildliche Darstellung dessen was Anarchisten auszeichnet, herangezogen. Spannungsaufbau – Spannungsentladung – Spannungsaufbau - Spannungsentladung, usf.

Selbstverteidigung des eigenen Ichs

Rigoros gegen die eigenen Schwächen vorgehen, die die eigene Konsequenz behindern.

Systemische Krankheiten, Depressionen, etc. Pathologien die der eigenen Arbeit behinderlich sind.

Wo das nicht möglich ist durch die Offenlegung der eigenen Schwächen, mit jenen einen Umgang zu finden und durch diese Offenlegung zu Stärke kommen. (Schwach ist, wer Stärke heuchelt um von seiner Schwäche abzulenken; Stark ist, wer sowohl seine Schwächen als auch seine Stärken kennt und mit diesen offen umzugehen imstande ist.)

Das Praktizieren eines Diskussionsverhaltens um die eigene Argumentationsfähigkeit zu stärken um so Punkte des Zweifels und somit die eigenen Schwächen offenzulegen.

Beschreibung der neuen Formen der Macht

Flexibilität bedeutet auch, mit sich selbst spielerisch umzugehen. Das erlaubt es nicht steif zu werden, was aus den eigenen Ideen subtil Ideologien werden läßt. Die anarchistische Debatte (vom linksradikalen Umfeld bzw. dem Autonomen- Umfeld gar nicht erst zu sprechen) ist voll von Menschen die diesen Punkt nicht verstanden haben, die sich nicht die Fähigkeit erarbeitet haben, über Reflektion die eigene Wirklichkeit mit Distanz zu betrachten und dabei die eigenen Ideologien zu entlarven. Und wer die neuen Formen der Macht erkennen können will, muss sich auf diese Tatsache einlassen.

Herangehensweise an das Leben als Herausforderung

Die Geschichte der utopischen Vorstellungen der Welt haben uns zwar zu Träumen und Träumereien verleitet, was auch zutiefts Wohlwollendes mit sich bringt. Nicht zuletzt baut sich die Revolutionäre Spannung unter anderem aus dem Raum zwischen der Wirklichkeit und den Träumen auf. Aber gleichzeitig haben uns diese Debatten auch schwach gemacht und uns zu Erschaffern unseres Ghettos gemacht. Es war eine falsche Anwendung des Prinzips, des Alles sofort wollens. Es ist nicht zu schwer zu verstehen, wie es dazu kam, in den 80ern und 90ern haben sich diese Ghettos auch wie die Verwirklichung von Utopien angefühlt. Die Limits, die sich immer schon in diesen Ghettos befanden, weil sie ihrer Idee inhärent lagen, beginnen sich in den letzten Jahren nun offen zu manifestieren. Die Desillusioniertheit im europäischen autonomen Milieu ist ein Symptom davon. Wir sehen das nicht als Grund uns zu Depressionen hinreissen zu lassen. Schliesslich experimentiert nicht nur die Herrschaft mit uns, nein, wir experimentieren mit unseren Angriffen auf die Herrschaft. Das ist die Herausforderung die wir sehen können, die unser Existentwerden, unser Dasein an uns stellt. Ganz simpel, ohne Metaphysik. Wir haben mittlerweile gelernt unsere Niederlagen als Niederlagen anzuerkennen und einen Lernprozess der unsere Leben verändert, daraus herzuleiten. Die autonomen Ghettos waren niemals ein Sieg, sie waren per se schon die Manifestierung der Niederlage, weil sie einen Rückzug darstellten, wo es soziale Explosionen hätte geben müssen. Doch werden wir gerade deswegen nicht zu Kindern der Traurigkeit, denn das Leben ist für uns eine Herausforderung, die wir gerne annehmen und darin sind alle Möglichkeiten enthalten. Schönheiten, utopische Träume, Träumereien, gewonnenen Schlachten, generalisierte Aufstände, Racheakte, eine Einfachheit im Leben aber eben auch verlorene Schlachten, Frustrationen, Apathie, Lethargie, Depressionen und die Herausforderung diese zu überwinden und weiterzumachen.

Gesellschaft als Laboratorium

Die Gesellschaft ist ein Laboratorium für die Entwicklung des subversiven Kampfes gegen das Existente. Jede Initiative eines Revoltierenden ist unweigerlich mit einer Reaktion der Realität auf diese Initiative verbunden. Oftmals ist diese Auswirkung oft nicht sofort für alle sichtbar, dennoch existiert sie. Im direkten Umfeld und auf erweiterter Ebene im gesellschaftlichen Raum. Diese Sichtweise, macht es möglich in relativer Ruhe an der Revolutionären Spannung teilzuhaben, ohne uns selbst mit dem Eigendruck, den wir auf uns auferlegen, selbstzuzerstören.

Fähigkeiten erwerben

Die Fähigkeiten die wir entwickeln wollen, die wir erwerben wollen haben nichts mit irgendwelchen Fetischen zu tun, die speziell aus der Illegalismusdiskussion herstammen. Es geht dabei vielmehr um die Fähigkeiten, die es zu erwerben gilt, das Soziale, das im Aufstand inhärent liegt, zu erkennen und es zu einem Werkzeug für die Generalisierung der Revolte zu machen. Im Nihilismus bzw. Annihilismus Freude zu empfinden zu können, die sich auf antagonistische Weise gegen das Existente richtet, wird der Machtapparat als Wahnsinn diagnostizieren. Aber wer jemals das Aufsteigen der inneren Freude über einen Akt der Revolte in sich gespürt hat, weiss dass es dabei höchstens um Wahnsinn geht, der nur im Bezug auf das Existente nach Wahnsinn aussieht. Die Revoltierenden wissen, dass dieses Gefühl die eigentliche Manifestation des Lebens im Revoltierenden ist. Daraus läßt sich das verschmitzte Lächeln auf dem Gesicht einer Jeden Revoltierenden erklären – dieses Lächeln ist das Symptom des Lebens, das in jedem Akt der Revolte entsteht bzw. verwirklicht wird

Erinnerung an vergessene Gefährten

Das kann zweierlei Deutung enthalten, beide sind richtig und wichtig. Einerseits die Deutung des nicht vergessens der Gefährten im Knast, die allen die kämpfen offensichtlich sein sollte. Sowie die Reproduktion von Texten und Debatten, die aus anderen Zeiten der anarchistischen Diskussion kommen, aus anderen Jahrhunderten, bzw. Jahrzehnten.

Betonung der Freude

Nicht alles was Anarchisten tun, macht Spass, vieles ist nicht unmittelbar mit Freude verbunden. Der schwelende Hedonismus in der Gesellschaft ist schliesslich auch ein Mechanismus der Macht. Und wo sich nur nach der Freude gerichtet wird, wird diese entstellt und ad absurdum geführt, eben Hedonismus erzeugt. Dennoch ist der gegenteilige Fall eine Voraussetzung für eine wahrscheinliche Zerstörung des Individuums oder ein temoräres Niederschlagen des Individuums. Die Freude ist essentielles Element im Menschsein das nicht unter die Räder geraten darf.


Entnommen am 2.5.2015 von http://unruhen.org/?p=402
Anonym veröffentlicht in "Alles Geht Weiter - Zweiter Teil: Saboteure des Fortschritts", ohne Ort, Mai 2013, S. 22-27.