#title Auf der Anklagebank #author Salto #SORTauthors Salto #SORTtopics Repression, Gerichtsprozess, Kohärenz, Perspektive #date November 2012 #source [[https://linksunten.indymedia.org/en/node/108449][https://linksunten.indymedia.org/en/node/108449]] #lang de #pubdate 2015-01-10T20:43:23 #notes Originaltitel: "Sur le banc des accusés", anonym publiziert in “Salto - Subversion & Anarchie”, Nr. 2. November 2012, Brüssel. Übersetzt aus dem Französischem von Edition Irreversibel, Frühjahr 2014. *** Wie, Repression? Wir leben in einer Welt, in der jede Struktur der Gesellschaft, jeder Mechanismus, jede soziale Beziehung auch eine repressive Funktion besitzt. Man wird nicht allzu viele Probleme damit haben aufzuzeigen, dass die strikt repressiven Kräfte (die Bullen, die Armee, die Justiz und seine Knäste) im Grunde genommen nur die Spitze des Eisberges sind im Verhältnis zur Gesamtheit der unterdrückenden Gesellschaft. Wenn wir die Repression als die Bewegung definieren, die uns behindert, uns entmutigt und uns für Dinge bestraft, die riskieren die ökonomische, soziale und moralische Ordnung zu erschüttern, ist es einfach ersichtlich, wie alle demokratischen Institutionen die soziale Selbstorganisation verhindern, wie das Ideal einer Liebe in Zwangsjacke, die affektiven, zügellosen Banden entmutigt und wie die Ökonomie alle Versuche bestraft, das Geld aus seinem Leben zu verbannen. Repression kann daher nicht auf einen einzelnen, bewaffneten Arm der Herrschaft reduziert werden, selbst nicht in dem Moment, in dem dieser an die Tür der Subversiven klopft. Wenn dieser „bewaffnete Arm“ mit seinem Arsenal an Justiz, Gefängnis und Polizei an die Tür von Gefährten klopft, versucht der Staat nicht einzig die Verbreitung von subversiven Ideen und Praktiken zu bremsen oder ihm lästige Elemente „aus dem Verkehr“ zu nehmen. Er versucht uns auch auf das sterile Terrain der Konfrontation zwischen den streng repressiven Kräften und der subversiven Strömung mitzuschleifen, eine sicherlich unvermeidbare Auseinandersetzung, womit aber riskiert wird, dass wir uns durch ein einzelnes Hindernis blockieren (die Repression gegen Gefährten), anstatt weiterhin „in alle Richtungen“ zu laufen. Die spezifische Repression gegen Gefährten zu konfrontieren, auf einem Terrain, das sie selbst vorgibt, läuft darauf hinaus sich sein eigenes Grab zu schaufeln. Warum sollte die Repression, die uns trifft, von der Repression gegen die Gesellschaft im Allgemeinen losgelöst sein? Man könnte sagen, dass bestimmt nicht jeder versteckte Kameras bei sich finden wird, aber das sollte uns nicht vergessen lassen, dass Videoüberwachung nunmehr überall ist. Man könnte sagen, dass nicht jeder sich gegen Anklagen für terroristische, subversive,... Vereinigung verteidigen muss, ist es aber nicht weniger wahr, dass breite Teile der sozialen Schichten am laufenden Band verurteilt werden, sei es von einem Richter oder von den Instanzen der sozialen, moralischen und ökonomischen Ordnung, weil die Tatsache, dass sie versuchen zu leben oder sogar einfach nur zu existieren, schon Grund genug für permanente Repression ist? Es ist nicht schwer abzusehen, dass in der heutigen Welt, die immer instabiler wird und wo die sozialen Spannungen immer unbeherrschbarer zu werden scheinen, wie sie das in der jüngsten Vergangenheit sein konnten, die Repression als Gesamtheit anwächst. Der Bau von allerlei Arten neuer Knäste ist bloß ein sehr sichtbares Zeichen einer Tendenz, die Aufwind bekommt. *** Die soziale Bedrohung Aber trauen wir uns nun auf das Terrain der spezifischen Repression gegen autonome Kämpfe und Individuen, die für die Freiheit kämpfen. Manchmal veranlassen die Verhaftungen von Gefährten, die Repression gegen einen Kampf, die Verbreitung kaum versteckter Drohungen gegen diejenigen, die nicht bereit sind das Kriegsbeil zu begraben, uns glauben zu lassen, wir seien gefährlich. Gefährlich für die etablierte Ordnung, eingestuft wie der Anarchismus in Belgien seit einigen Jahren als „die wichtigste und am weitesten verbreitete Bedrohung für die Sicherheit im Land“, auf gutem Weg, weil ein Objekt der Repression? Solche Ansichten rühren ganz einfach von einem Mangel an Standfestigkeit, was die eigenen Ideen angeht, einer Abwesenheit von Perspektiven her, denn sie begnügen sich damit, die Worte der Herrschaft zu übernehmen. Andererseits stellt man leider nicht selten fest, dass in der subversiven Strömung selbst, Gerüchte die Runde über bestimmte Orte, bestimmte Gefährten, bestimmte Gebiete des Kampfes machen, die gefährlich sein sollen, die besser vermieden werden sollten, die die Repression anziehen und noch mehr solcher Dummheiten. In diesen beiden Fällen, wird derselbe „Maßstab“ angewandt: der der herrschenden Moral und des geltenden Rechts. Oder schlechter noch, ein „militärischer“ Maßstab, der die Subversion als Summe der Angriffe sieht, die solch einer Strömung oder solch einer Tendenz zugeschrieben werden; leider ein allzu oft angewendeter Maßstab unter den Legalisten und Reformisten, wie auch unter den autoritären „Subversiven“. Wie lautet das Zitat schon wieder? Wir sehen die Glühwürmchen, weil sie Nachts fliegen. Die Anarchisten sind das Licht in den Augen der Repression, weil die Gesellschaft grau wie die Befriedung ist. Das Problem ist nicht das Glühwürmchen, sondern die Nacht. Die Gefahr und die Gefährlichkeit befinden sich ganz woanders. Es ist die untergründige Bedrohung, die über Jahrhunderte und über alle Gesichter hinweg, die die Herrschaft annehmen kann, besteht: Die Bedrohung einer sozialen Explosion, der Subversion des Existierenden. Es ist sinnlos und tut der Würde Abbruch, zu verstecken, dass die Aktivitäten und Ideen von antiautoritären Subversiven auf die Subversion abzielen und somit den nötigen, notwendigerweise gewalttätigen, Aufstand, der die Gesetze und Moral mit den Füßen tritt, zu ermutigen, ausbrechen zu lassen, zu verteidigen und zu verbreiten.Und der Staat versucht jene, die ihm eine Gefahr sind, zu unterdrücken, zu verfolgen und zu ersticken. Die Bedrohung sind somit nicht hunderte von Anarchisten, sondern die immer mögliche und unvorhersehbare Verbreitung der subversiven Ideen und Praktiken, die wir tragen. Die Bedrohung, die Gefährlichkeit, ist die Ansteckung, die man sich zum Werk macht, die sich realisiert oder die, zumindest, immer möglich bleibt. Daher auch die Offensichtlichkeit, dass die beste Solidarität darin besteht, die subversiven Ideen und Praktiken weiter zu verbreiten, jenseits jeglichem juristischen oder staatlichen Verfalldatums. Und die beste Verteidigung gegen die Repression ist nicht irgendeine imaginäre Macht zu formen, die ihr gegenübertreten könnte (in der Logik symmetrischer Konfrontationen, die von einer militärischen Vision und Hierarchie der Subversion geprägt ist), es geht nicht einfach darum (oder besser, nicht so sehr), sich Techniken und Wissen anzueignen, sie zu umgehen, sondern eher um Perspektiven des Kampfes, um vertiefte Ideen, um die soziale Suche nach Komplizenschaft in der Verweigerung und des Angriffs auf die Welt. Eigentlich können wir die Frage verallgemeinern um sie besser zu begreifen: Kann ein Aufstand (im anarchistischen Sinne des Wortes, oder anders gesagt als soziales Phänomen) militärisch siegreich gegen die repressiven Kräfte sein? Hängt der „Erfolg“ eines Aufstands von der Zahl der Waffen und der zur Verfügung stehenden „Truppen“ ab? Oder sind nicht die Gründe der „Niederlage“ der Aufstände, eher in dem Mangel an antiautoritären Perspektiven, in der fehlenden „Standfestigkeit“ der Verweigerung jeder Art von Chef oder auch in der Angst vor dem Unbekannten der Freiheit zu suchen? Die Repression gegen Aufstände, wie auch ihre Entfesselung; die Repression gegen Aufständische, wie auch die Ansteckung des sozialen Gewebes durch ihre Ideen und Praktiken, ist nie nur eine militärische Tatsache, sondern vor allem eine soziale Angelegenheit. Und die Konsequenzen, die aus einer solchen antiautoritären Sicht auf diese Frage herrühren, die ganz essenziell die der revolutionären Transformation des Bestehenden ist, sind nicht wenige. *** Auf der Anklagebank... Die Großzahl an Personen sieht die Justiz (die Gesetze, die Gerichte, die Prozesse) ausschließlich wie eine Institution, das heißt, eine Bastion der Macht im sozialen Sumpf. Dennoch basieren alle Institutionen ebenso sehr, ja sogar entscheidend, auf sozialer Zustimmung. Sie sind die Ausdrücke der existierenden sozialen Beziehungen, oder eher sind es die sozialen Beziehungen. Das heißt, von einem subversiven Blickwinkel aus, dass der Staat nicht etwas außerhalb vom sozialen Gewebe steht, er macht einen Teil davon aus, wie er es auch strukturiert. Die Staatsmacht zu ergreifen bedeutet, die sozialen Verhältnisse, die sie begründen und die daraus hervorgehen, verewigen zu wollen; den Staat zu zerstören, bedeutet eine andere Basis, ein anderes Fundament (Freiheit) für die sozialen Beziehungen zu suchen. Das Geld als Institution, kann nur existieren, weil die gesamte Gesellschaft ihm Wert einräumt; und umgekehrt, konditioniert das Geld die Beziehungen zwischen den Leuten. Eine gerechtere Neuverteilung des Geldes ändert am Schluss nichts an den Beziehungen, die seine Existenz erzeugt, es zu verbrennen bedeutet die Konstruktion einer Welt einzuleiten, in der die Ökonomie nicht mehr die Beziehungen zwischen den Leuten determiniert, oder anders, in der die ökonomische Logik (Kommerz, Arbeit, Akkumulation, Produktivismus) beseitigt wird. Das Eindringen der Ware in alle Sphären des Lebens gibt übrigens ein weiteres gutes Beispiel des Zusammenspiels zwischen den repressiven Strukturen und den sozialen Verhältnissen, wie sie heute existieren. Jetzt, da wir die Voraussetzungen aufgezeigt haben, werden wir uns kurz auf die Anklagebank begeben. Wie kann man behaupten, dass im Gericht (bezüglich unserer Haltung) nichts von Wichtigkeit ist, ohne zur selben Zeit auch die Tore für die Behauptung zu öffnen, dass in jeglichen Strukturen der Gesellschaft nichts von Bedeutung ist? Wenn das Gericht, wie die Fabrik, das Rathaus oder der Familienhaushalt, repressive Strukturen im sozialen Gewebe sind, wird es unhaltbar zu behaupten, dass unsere Haltung, unsere Aktivität und unsere Ideen hier keinerlei Bedeutung hätten. Vor einem Richter zu sagen, man bereut für die Freiheit gekämpft zu haben, unterscheidet sich fundamental nicht davon, zu einem Menschen der einen misshandelte, zu sagen man liebt ihn – außer man glaubt natürlich, dass die Subversion eine Frage der Pose, der Tarnung, der Falschheit, der Heimtücke ist. Auf seine Ideen im Namen einer Taktik und einer Strategie (neben der Tatsache nicht immer alles auszuposaunen, wer wir sind und das aus Gründen der „Diskretion“, die bestimmte Aktivitäten erfordern, wie zum Beispiel die Realisierung einer Sabotage, ein Leben in der Klandestinität) im Gericht wie auf der Straße zu verzichten, ist gleichbedeutend mit dem Entledigen ihres subversiven Potentials, sie zu entschärfen – das ist genau das, was die Repression versucht zu erreichen. Abgesehen davon existieren in der Konfrontation mit dem Gericht weder Rezepte, noch absolute Wahrheiten die angewendet oder respektiert werden müssen, es gibt nur die Kohärenz zwischen dem, was man denkt und wie man sich verhält, und dem, was man verlangt und wie man kämpft. Diese Kohärenz kann nur in dem Sinn total sein, wie unsere Individualität ein totaler Anspruch ist, anders gesagt, ist es eine permanente Spannung, die im Rhythmus unseres Lebens selbst schlägt. Alle Reste, sind nichts anderes als Abfälle der Politik.* Zu sagen, dass wir weder „Schuld“ noch „Unschuld“ anerkennen, dass wir jeden Richter, jedes Gericht verweigern, weil wir Feinde aller Gesetzes sind und somit für jede Übertretung, die von unserem Verlangen nach Freiheit inspiriert ist, ist damit sicher kein taktisches Spiel, sondern gerade ein Ausdruck dieser Spannung in Richtung Kohärenz. Die Solidarität beendet so ihr Sein als simpler anti-repressiver Reflex um zur Möglichkeit der Komplizenschaft zu werden, in dem Sinne, wo wir, jeder und jede, „schuldig“ für unsere Ideen und Praktiken sind, die von uns ausgehen. *** Der Freund meines Feindes kann niemals mein Freund sein Wenn die Justiz nicht als ein soziales Verhältnis, unter allen anderen sozialen Verhältnissen betrachtet wird, endet man darin, den schmutzigen, taktischen Spielen zu assistieren. Unnütz zu unterstreichen, dass im Großteil der Prozesse jene selten sind, die versuchen die Logik der Justiz von sich zu weisen, die sich weigern ihre Würde vor einem Richter zu begraben, die auf keine Weise verpfeifen wollen (in vielen Fällen bedeutet das auch zu verweigern ja oder nein zu sagen, ob man eine gewisse Tat begangen hat). Leider kommt es nicht selten vor, dass es auf die selbe Weise zu und her geht, wenn sich die erklärten Feinde der etablierten Ordnung vor Gericht befinden. Hier ist es nicht selten, dass der Opportunismus und die Politik ihre Rückkehr auf die Bühne machen. Man sieht also, dass die Kohärenz des Verweigerns sich zu verbünden und Vereinbarungen mit den philo-institutionellen oder autoritären politischen Kräften abzuschließen, im Namen des Drucks auf den Richter, der Notwendigkeit einer breiten und verschiedenartigen Solidarität, der moralischen Erpressung, die Gefährten zu jedem Preis aus dem Gefängnis zu holen (aber, ein wenig bösartig seiend, könnte man sagen, ohne dafür selber seine Freiheit zu riskieren) „provisorisch“ begraben wird. Plötzlich werden die feurigen Kritiken der „Rechte“ und der „Pflichten“ gegen die schwerverdaulichen Allianzen mit irgendwelchen Menschrechtsligen eingetauscht; die Verneinung der Ökonomie und des Geldes wird auf die Seite gelegt um von der Unterstützung einer Gewerkschaft zu profitieren, die Managerin der sozialen Konfliktualität und der Arbeitskräfte; die Verweigerung des Spektakels und der Repräsentation verwandelt sich in den Empfang von Journalisten, „die Druck machen“, oder in das Akzeptieren der existierenden Rollen (jeder an seinem Platz und alle gemeinsam demokratisch den Missbrauch denunzieren) beispielsweise im Veröffentlichen eines „offenen Briefs“ in einer Tageszeitung der offiziellen Presse. Was lässt sich darüber sagen? Die Autorität kann nicht mit autoritären Mitteln bekämpft werden, bitteschön, eine einfache Behauptung die nichts an Aktualität eingebüßt hat. Für eine solche Suche nach Allianzen tut man nicht nur seinen eigenen Ideen und dem Parkour des Kampfes, der sich abzeichnete und noch abzeichnen wird, Gewalt an, belastet man nicht nur die Möglichkeiten sich zu treffen und die Komplizenschaft auf sozialem Niveau mit einer Hypothek (die Ausgebeuteten sind tatsächlich auch an die Heuchelei gewöhnt, aber es stellt keinen fruchtbaren Boden für die Begegnung und für einen von rebellischen Individuen geteilten Kampf dar). Man begibt sich außerdem unwiderruflich auf das Terrain, das für die Freiheit und das Leben, wie das Öl für das Meer ist: Die Politik. Sich auf die Politik mit ihren widerlichen Allianzen, ihren Delegationen, ihrem Handeln „mit zugehaltener Nase“, ihrer Moderation in Richtung des „geringsten Übels“, ihren abstoßenden Opportunismus einzulassen, ist das genaue Gegenteil des Terrains, auf das die Subversion getragen werden sollte: In die Straße, unter die Ausgeschlossenen, die Ausgebeuteten und die Rebellen, um die befreienden Ideen zu verbreiten, die Revolte zu ermutigen, und immer tödlichere Angriffe gegen die soziale Ordnung in Betracht zu ziehen. Wie uninteressant ist es seine Zeit und seine Energie in den Diskussionen mit den politischen Halsabschneidern zu verlieren, den autoritären Betrügern, den Ideologien folgenden Schafen, den Legalisten mit ihren Mäulern voller Leichen; wie sehr ist dem das Abenteuer vorzuziehen, die Subversion in das Herz der explosiven, sozialen Situationen zu tragen, weit entfernt von der ganzen Meditation und Repräsentation. Die erste Perspektive endet zwangsläufig, auf Ebene des Inhalts undeutlichen und generell demoralisierenden, im Zusammentreffen vor dem Gericht, die zweite beginnt bei dem Versuch eine Episode der spezifischen Repression gegen Gefährten und Kämpfe in den Docht zu verwandeln, um das soziale Pulverfass explodieren zu lassen. *** Früher oder Später Es ist sinnlos den Kopf in den Sand zu stecken: Früher oder später wird jedes revoltierende Individuum und jeder autonome Kampf von der Repression getroffen, sei es durch das Einstecken von Schlägen oder durch das Zurückschrecken vor der Androhung von diesen. Folglich ist es besonders wichtig die Repression (im weitesten Sinne des Wortes) im Hinterkopf zu bewahren, darüber zu diskutieren und die Ideen und Perspektiven zu vertiefen, ja sogar sich technisch vorzubereiten, aber immer in Verbindung mit der Gesamtheit der sozialen Beziehungen und den Spannungen und Konflikten in ihrem Schoß. Es besteht kein Zweifel über die Notwendigkeit, die materielle Unterstützung von verhafteten oder eingesperrten Gefährten zu organisieren, ohne dass diese den Rahmen der einfachen technischen Frage sprengt, die sie darstellt. Die Repression einfach als ein Hindernis zu begreifen und sie weiterhin als dieses zu betrachten und nicht wie eine unüberwindbare Mauer (und noch weniger als die wesentlichste), ist bestimmt keine einfache Aufgabe. Und hierbei sprechen wir nicht einzig über die Jahre, die wir möglicherweise im Gefängnis verbringen werden, sondern auch von all den Gesichtszügen, die die „präventive“ Repression haben kann, Überwachung und Verfolgung im weitesten Sinne der Begriffe. Bereits heute, und morgen wahrscheinlich noch mehr, müssen wir einen Appell an unsere Kreativität und unsere Vorstellungskraft richten, um das repressive Netz zu durchbrechen, was jedoch, wie wir bereits sagten, nur bis zu einem gewissen Punkt eine Frage der Technik und Fähigkeiten ist: Es ist vor allem eine Frage der auf die Probe gestellten, in dem täglichen Kampf geschmiedeten Perspektiven, Ideen und Projektualitäten. Lasst uns schlussendlich nie vergessen, dass unsere Ideen, Methoden und Verlangen für die Wachhunde des Staates immer unverständlich sein werden, weil sie nie begreifen werden, dass Individuen sich frei und auf antiautoritäre Weise organisieren und assoziieren können; sie verstehen nicht, dass jedes menschliche Wesen jederzeit die Fähigkeit und die Wahl hat, zu revoltieren - und es übrigens diese Fähigkeit und diese Möglichkeit ist Entscheidungen zu treffen, worauf Revolutionäre sich beziehen sollten. Der Sumpf der sozialen Konflikualität ist somit bestimmt keine militärische, technische und taktische Angelegenheit, sondern tiefgehend und an sich sozial. Diesen Sumpf auszubreiten, was auf die soziale Selbstorganisation der Verweigerung und des Ansturms gegen die soziale Ordnung und die Autorität hinausläuft; dafür zu sorgen, dass er sich mit Bewusstsein und Ideen bewaffnen kann; ist die beste Haltung die Repression zu untergraben, ja sogar zu übergehen. Und von dieser ganzen Haltung... gibt es nichts aufzugeben, es ist mein eigenes Leben, dass ich entschieden habe aufs Spiel zu setzen; mein Spiel.